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Kalifornienreise des Kammerchores im März 2017

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  • Kammerchor der Universität zu Köln vor seinem Auftritt in der Villa Aurora, Pacific Palisades, Los Angeles
  • Seehund werden an der Pazifikküste entdeckt. "On the Road" von San Diego nach Los Angeles
  • Besichtigung des kalifornisch-mexikanischen Grenzgebietes mit den San Diego Choral Scholars
  • If you're going to San Francisco ...

If you’re going to San Francisco …?

Dieser Song klang sicherlich als Dauerschleife in den Ohren vieler Sänger*innen des Kammerchores der Universität zu Köln als sie am 17. März 2017 zu einer rund zweiwöchigen Konzertreise durch Kalifornien aufbrachen. Die Hauptstationen dieser Tour waren San Diego, Los Angeles, Palo Alto und last but not least – San Francisco!

Die Idee zu einer solchen Konzertreise kam Universitätsmusikdirektor Michael Ostrzyga im Austausch mit einigen seiner Kollegen, welche allesamt als Musiker, Dozenten und Direktoren für verschiedener Musikinstitutionen Kaliforniens tätig sind. Die Initialzündung zur Planung und Realisierung dieses großangelegten Kammerchor-Projektes, ergab aber die Anfang 2016 gestartete musikalische Kooperation mit Dr. Emilie Amrein, Leiterin des Music Departement der University of San Diego, und Michael Ostrzyga. 

Was mit einem Seminar im März 2016 seitens des Kölner Universitätsmusikdirektors für die studentischen Sänger*innen in San Diego begann, setzte sich mit einem weiteren Workshop im November 2016, durchgeführt von der eigens dafür angereisten Dr. Emilie Amrein für den Kammerchor in Köln, fort. Im März 2017 folgte ein mehrtägiger Besuch der San Diego Choral Scholars und ihrer Dozentin in Köln, bei dem beide Chöre zum ersten Mal aufeinandertrafen und gemeinsam konzertierten. Besuch des Grenzgebiets zwischen San Diego und TijuanaNach mehrtägigen intensiven Proben fand der deutsch-amerikanische Austausch am 11. März 2017 mit einem gemeinsamen Konzert in der Trinitatiskirche Köln unter der Leitung von Dr. Emilie Amrein einen ersten Höhepunkt. Kurz darauf brach das Kölner Ensemble zu seinem Gegenbesuch in San Diego und der sich daran anschließenden Rundreise durch Kalifornien auf. Neben gemeinsamen Konzerten in und um San Diego herum, erwarteten die Sänger*innen beider Unis neben einem spannenden Kulturprogramm und gemeinsamen Barbecues auch ein alle Teilnehmer äußerst nachdenklich stimmender Ausflug in die „Borders“, das amerikanisch-mexikanische Grenzgebiet zu Tijuana. Vor den riesigen Mauern und undurchdringlich wirkenden Grenztoren stehend, sangen beide Uni-Chöre für die mexikanischen Nachbarn jenseits der Grenze und bekamen ein zu Tränen rührendes Gegenkonzert von den mexikanischen Musikern nebst den dabeistehenden Familien im Anschluss geboten.    

Hollywood und der Kammerchor

Nach vier Tagen im kalifornischen Süden war es an der Zeit die Reise per Mietwagen gen Norden fortzusetzen. Es ging weiter nach Los Angeles, wo die Kölner Musiker bereits von ihrem nächsten Kooperationspartner, dem Chor der Mira Costa High unter der Leitung von Michael Hayden, zu einem gemeinsamen Konzert in der schönen St. Cross Church von L.A. erwartet wurden. Auf einen wunderschönen Konzertabend, in der bis auf den letzten Platz ausverkauften Kirche, stand am Folgetag für die Ensemblemitglieder eine spektakuläre Sightseeingtour auf dem Programm. Angeschaut wurden, neben dem imposanten Griffith Observatorium, auch der berühmte Venice Beach und natürlich nicht zuletzt die Stars der Schönen und Berühmten auf dem legendären Hollywood Boulevard.

Ein besonders berührendes Erlebnis war sicherlich der Veranstaltungsabend in der Villa Aurora, dem deutschen Institut in den Pacific Palisades von LA. Einem illustren deutsch-amerikanischen Publikum wurde zunächst der Film mit dem Titel „Lost in Paradise“ über deutschsprachige Schriftsteller und Musiker im kalifornischen Exil zu Zeiten des dritten Reiches gezeigt. Die Tatsache, dass sowohl die Filmproduzentin, als auch Zeitzeugen und Protagonisten des Films zugegen waren, kreierte in den Räumen der Villa Aurora, welche bis heute Kulturschaffende fördert, ein besonders melancholisches Ambiente. So wurde es auch ein sehr emotionales Kammerchorkonzert unter der Leitung des Michael Ostrzygas mit deutschen wie amerikanischen Liedern, die Erinnerungen an die eigenen Wurzeln, die immerwährende Sehnsucht nach der Heimat und die unerschütterliche Hoffnung auf eine bessere Zukunft heraufbeschworen. Unvergessen bleibt auch das darauffolgende Gespräche mit dem Ehepaar Zeisl-Schönberg, welches als Nachfahren der berühmten Exilmusiker Erich Zeisl und Arnold Schönberg das Erbe ihrer Väter in LA pflegt, und begeistert dem Konzert gelauscht hatte. 

Kammerchor der Universität zu Köln an der Pazifikküste Kaliforniens, USA

Von der herzlichen Gastfreundschaft der Familie Zeisl-Schönberg durfte sich der Kammerchor auch am nächsten Morgen selbst überzeugen, denn Barbara Schönberg hatte nach dem Konzertabend für pünktlich 7:30 in der Früh, also noch rechtzeitig vor der geplanten Weiterfahrt nach San Francisco, zu Sachertorte mit Schlagobers zu sich nach Hause eingeladen. Ihr Mann Ronald, Sohn von Arnold Schönberg, dem Erfinder der 12-Ton-Musik, führte uns geduldig durch seine museale Villa und erzählte spannende Geschichten zu den wertvollen Erbstücken wie Kompositionen, bedeutenden Briefen oder Film- und Konzertplakate des Vaters.
Beglückt von den erfolgreichen wie bereichernden Auftritten vor einem stets begeisterten Publikum in Los Angeles, wurde die Reise nun über den Highway No. 1 in Richtung San Francisco fortgesetzt. Die ganztägige Fahrt führte bei schönstem Wetter durch sanft geschwungene grüne Hügel und entlang des rauen türkisblauen Pazifiks, so dass aufgrund der spektakulären Landschaftspanoramen ein Fotostopp den nächsten jagte. 

Am Abend war Palo Alto, unsere vorletzte Station, erreicht. Hier stand ein gemeinsames Konzert mit dem Ensemble für Alte Musik The Albany Consort unter der Leitung von Jonathan Salzedo an. Veranstaltungsort war nicht etwa ein Konzerthaus oder eine Kirche, sondern das Atrium eines riesigen Universitätskrankenhauses. Vor dem aus Patienten, Besuchern und Ärzten des Stanford Hospitals, in der Nähe von Palo Alto, bestehenden Publikum wurde für Musiker und Zuhörer gleichermaßen deutlich, weshalb Musik in manchen Epochen nicht nur als Seelentröster, sondern sogar Heilmittel angesehen wurde. Auch wenn dieses Erlebnis vielleicht nicht zu den heitersten unserer Konzertreise gehörte, so zählt es doch sicher zu den für beide Parteien einprägsamsten Konzerterlebnissen überhaupt. Noch am selben Abend präsentierten der Kammerchor und das Albany Consort in der First Presbyterian Church von Palo Alto eine Weltpremiere. Der amerikanische Komponist Shawn Kirchner hatte für das Albany Consort eine Orchestration seiner Three American Songs in der buchstäblich letzten Minute angefertigt. Da die letzten Parts wirklich erst unmittelbar vor dem Konzert per Mail eingetroffen waren und keine Zeit mehr blieb, alle Noten zu drucken, spielten einige der Musiker*innen einfach von ihren iPads. 

Golden Gate Bridge, San Francisco

Nach rund eineinhalb erlebnisreichen Wochen erreichten wir nun die von vielen der Reiseteilnehmer am meisten ersehnte und letzte Etappe unserer Kalifornientournee: San Francisco. Neben ausgiebigen Erkundungstrips zu den Highlights dieser faszinierenden Stadt, wie beispielsweise zum Pier 39 mit Blick auf die ehemalige legendäre Gefängnisinsel Alcatraz, Fahrten im urigen Cable Car oder China Town, gehörte auch das „Erfahren“ der imposanten Golden Gate Bridge und der traumhaften Bay Area samt dem malerischen Küstenort Sausalito in unser Programm.  
Zum krönenden Abschluss durfte der Kammerchor gemeinsam mit den von Magen Solomon geleiteten San Francisco Choral Artists, unter dem Dirigat von Michael Ostrzyga, in der St. Mark’s Lutheran Church konzertieren. Darüber, dass auch Vertreter des Goethe-Instituts San Francisco, welche neben dem DAAD diese Konzertreise großzügig gefördert haben, bei diesem Konzert zugegen waren, waren wir besonders erfreut. Der Nutzen dieser Konzertreise durch Kalifornien, auf welcher musikalische Kooperationen vertieft, Freundschaften geschlossen und unvergessliche, bereichernde Erfahrungen gesammelt wurden, konnte hier unmittelbar nachvollzogen werden und setzt die Weichen für weitere geförderte und viele Leute bereichernde Konzertreisen der Ensembles des Collegium musicum.  

 

Konzertreisen des Collegium musicum